29.01.2020Friedhelm Funkel weg: Fortuna Düsseldorf feuert den Trainer des Jahres
Von Carsten Schulte - Social-Media-ManagerIn möchte man bei Fortuna Düsseldorf am Mittwoch lieber nicht sein. Zwischen zwei Tweets stellte sich das sportliche Geschehen auf den Kopf. Eben noch feierte F95 den Düsseldorfer Trainer des Jahres, dann musste das Team die Freistellung von Friedhelm Funkel bekanntgeben. Blöder geht es nicht.
Timing ist alles, heißt es. Vermutlich werden sie daher im Social-Media-Team von Fortuna Düsseldorf heute die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Möglicherweise wussten die einen aber gar nicht, was die anderen da planten, während auf den verschiedenen Klubkanälen gefeiert wurde, dass Friedhelm Funkel Düsseldorfer Trainer des Jahres wurde. Der Funkel, den die Fortuna schon vor Monaten hatte rauswerfen wollen, aber angesichts einer veritablen Palastrevolution doch nicht hat. Schlimmer noch, muss man sagen: Der Vertrag mit Funkel wurde gerade erst im Dezember 2019 bis 2021 verlängert - allerdings unter der Bedingung des Klassenerhalts. Dennoch ein Zeichen des Vertrauens, sollte man meinen. Der Trainer habe "einen riesengroßen Anteil daran, dass die Fortuna nun dort ist, wo sie ist: im zweiten Jahr in der Bundesliga. Friedhelm setzt auf Teamarbeit und lebt mit seiner Art die Werte des Vereins", so hatte Sportvorstand Lutz Pfannenstiel vor wenigen Wochen gelobt.
Nun ist das mit Traditionen und Verdiensten im Fußball so eine Sache. Der Sport lebt im Augenblick und mit alten Erfolgen verdient man in aller Regel heute nicht viel Geld. Es sei denn, man wäre Barcelona, Madrid oder meinetwegen Bayern München. Aber für Fortuna Düsseldorf zählt der Klassenerhalt. Zwei Tage vor Weihnachten schien einiges getan. Fortuna schlug Union Berlin mit 2:1. Erik Thommy traf in letzter Minute zum Sieg. Das war emotional und da dachten vermutlich einige, dass es klappen könnte. Dumm nur, dass Funkels Team anschließend zwei Spiele verlor, die schwierig waren. Das eine daheim gegen den direkten Konkurrenten Werder Bremen, was eigentlich ein NoGo ist. Und dann, eine Woche später, ausgerechnet gegen Bayer Leverkusen. 0:3. Das war ein bisschen viel Realität im Märchen vom Klassenerhalt. Vorerst liegt Fortuna auf dem letzten Tabellenplatz, sogar Paderborn zog vorbei. Dort betrachtet man die Bundesliga allerdings eher als Geschenk und Gelegenheit, weniger als natürlichen Aufenthaltsort.
Das alles zusammen dürfte Zweifel geweckt haben. Das Emotionale ist Sache der Fans, Pragmatismus ist im Klub gefragt - so schwer das fällt. Hält Fortuna in wenigen Monaten die Klasse, weil der mutmaßliche Nachfolger Uwe Rösler die Wende hinbekommt, liegen sich alle in den Armen und der nächste Trainer steht im Blick und bekommt jene Wortgirlanden präsentiert, die dann einige Monate später herausgekramt werden, um den nächsten Trainerabschied anzukündigen.
Ganz ehrlich: Neue Trainer sollten eigentlich immer als Interimstrainer vorgestellt werden, denn damit würde das Ende bereits angedeutet, das jedem Trainerjob innewohnt. Letzlich wird es doch so sein, dass Funkel nun ein Teil der Klubgeschichte ist. Und nach dem ersten Schmerz werden die schönen Erinnerungen überwiegen. Und das ist dann letztlich der Wert, der bleibt. Personen kommen und gehen, das Amt verändert sich, aber was geleistet wurde, steht für immer in Zahlen und Daten fest. Das wird dann der Job sein, den die Fans erledigen. Erinnerungen an Funkels Zeit festhalten, während der Sport weiter seine Kreise dreht in Düsseldorf.
Funkel in DüsseldorfDer heute 66-Jährige wurde im März 2016 Trainer bei Fortuna. Mit Düsseldorf machte er 138 Spiele (transfermarkt.de) und holte im Schnitt 1,4 Punkte. Nach Klubs war Fortuna die zehnte Trainerstation von Funkel, und angeblich soll es auch seine letzte gewesen sein.