01.09.2019

David Wagner: „Das war ganz großes Kino“

Von Susanne Weber - Schalke 04 gelingt gegen Hertha BSC der erste Pflichtspielsieg unter David Wagner. Zwei Eigentore der Berliner und ein Treffer von Jonjoe Kenny bescherten den Königsblauen am Samstagnachmittag den ersten Dreier der neuen Bundesligasaison und zugleich den ersten Heimsieg seit Januar. Besonders viel Lob erntete nach dem Abpfiff Leihgabe und Torschütze Kenny, der als echter Glücksgriff für Schalke bezeichnet werden kann, mit einem kleinen Haken …

Trotz zweier Gastgeschenke der Hertha, sprich den zwei Eigentoren von Niklas Stark (38.) und Karim Rekik (48.), konnte sich der Auftritt der Schalker Mannschaft am Samstag durchaus sehen lassen. Das Team von David Wagner hatte mehr Ballbesitz und zeigte durchaus Leidenschaft auf dem Platz.

Offensivbemühungen blieben zwar lange zu ungenau und damit ungefährlich. Bestes Beispiel dafür ist wohl Guido Burgstallers verpasste Großchance zum 2:0. Herthas Pechvogel des Spiels Niklas Stark, auf dessen Kappe schließlich schon das erste Eigentor ging, ließ sich den Ball von Burgstaller im eigenen Strafraum abnehmen. Statt ins Tor schoss der Schalke-Profi aus wenigen Metern jedoch völlig unbedrängt zu hoch und der Ball flog übers Tor hinweg (44.).

Burgstaller selbst kommentierte diese vergebene Riesenchance später etwas schmunzelt mit den Worten: „Ich kenne Niklas aus Nürnberg. Das wollte ich ihm nicht antun.“

Mit Blick auf die zwei Berliner Eigentore sprach man auf Schalke nach dem Abpfiff aber auch nicht nur von Glück. „Wir haben sie provoziert“, grinste Benjamin Stambouli in den Schalker Katakomben. Und David Wagner meinte, die Mannschaft habe diese Tore regelrecht erzwungen.

Wenn man hier besonders an das erste Eigentor denkt, kann man den Schalkern zumindest ihren Einsatz nicht absprechen. Nach einem zu langen Pass von Harit, kratzte Caligiuri den Ball noch von der Torauslinie um nach innen zu flanken, wo Stark die Kugel dann versehentlich ins eigene Netz beförderte.

Kenny – der Verteidiger mit den Offensivqualitäten

Aber es waren auch nicht nur die beiden Eigentore allein, die Schalke den Sieg bescherten, einen eigenen Treffer steuerten die Königsblauen am Ende schließlich auch noch selbst hinzu. Mit einem tollen Flachschuss aus dem Rückraum erzielte Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny, Schalkes Leihgabe vom FC Everton, das 3:0 und machte damit fünf Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit den Sack für Schalke zu. Verständlich, dass es für Kenny bzw. sein Tor ein ganz spezielles Lob vom Coach gab. „Wie wir das dritte Tor herausgespielt haben und wie der Abschluss dann war, das war ganz großes Kino“, sagte David Wagner auf der Pressekonferenz.

Kenny, die Leihgabe aus England, scheint sich tatsächlich bislang als ein echter Glücksgriff für Schalke zu entpuppen, denn er machte längst nicht nur durch diesen Treffer auf sich aufmerksam. Auch schon in anderen Spielen brachte der 22-Jährige gute Leistungen auf den Platz und wusste von sich zu überzeugen. Hauptsächlich natürlich in der Abwehr, er ist schließlich Verteidiger und kein Stürmer. Offensive Qualitäten hat er trotzdem und das auch nicht erst seit diesem Treffer, wie er selbst nach dem Abpfiff betonte. „Ich weiß, dass ich das kann. Ich habe so ein Tor auch schon mal für England geschossen.“

Schneider: „Ist das eine Ruhrgebietseinstellung?“

Behält Kenny seine guten Leistungen bei, baut sie womöglich sogar noch weiter aus, ist es am Saisonende allerdings bitter für Schalke ihn nicht fest verpflichten zu können, denn die Königsblauen haben keine Kaufoption mit Everton ausgehandelt. Hierauf angesprochen, reagierte Sportvorstand Jochen Schneider durchaus leicht genervt und fragte die anwesenden Journalisten: „Ist das eigentlich etwas Deutsches, ist es eine Ruhrgebietseinstellung, immer erst das Negative zu suchen anstatt sich einfach darüber zu freuen, dass der Junge jetzt bei uns ist? Anschließend betonte Schneider, dass bei ihm zumindest die Freude überwiege, den Spieler überhaupt geholt zu haben und lobte Kenny ebenfalls für seine bisherigen Leistungen im königsblauen Trikot.

Ganz unrecht hat Schneider mit dieser Einstellung nicht, schließlich ist die jetzige Saison gerade erst angefangen. Jetzt sollte der Fokus eigentlich nur darauf liegen, diese Spielzeit wieder erfolgreicher zu gestalten – und das mit einem bisher überzeugenden Jonjoe Kenny …